Albersloh
Eigentlich sollte es das Gebäude der „Roten Schule“ schon seit vielen Jahren nicht mehr geben. Aber es steht immer noch. Und es könnte durchaus Perspektiven für die Zukunft geben.
Von Josef Thesing
Mittwoch, 01.03.2023, 16:00 Uhr
Bilder aus längst vergangenen Jahren, aber die „Rote Schule“ steht immer noch.
Foto: Josef Thesing
Gefühlt ist die „Rote Schule“ bereits seit vielen Jahren abgerissen. Und auch der dort vorgesehene und mehrfach umgeplante Neubau wäre demnach schon etwas in die Jahre gekommen. Doch das markante, gleichwohl aber zumindest im Inneren marode Gebäude steht immer noch.
Und es wird auch in Teilen genutzt: Dort ist die Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge angesiedelt, die seinerzeit vom Team des Sozialzentrums initiiert worden war und die vom Deutsch-Ausländischen Freundeskreis und von der Bürgerstiftung unterstützt wird. Aus der Werkstatt ist inzwischen eine Art Reparatur-Café geworden. Hierfür hatte die Stadt Räumlichkeiten im Gebäude von der Eigentümerschaft angemietet.
Bürgeranregung genügt formalen Voraussetzungen
Das Gebäude solle dauerhaft Bestand haben, fordern seit geraumer Zeit nicht wenige im Dorf. Und damit sich der Rat der Stadt auch offiziell damit beschäftigt, hat die „AG Rote Schule“ – wie berichtet – eine Bürgeranregung vorgelegt, mit der sich in erster Instanz der Haupt- und Finanzausschuss an diesem Donnerstag (2. März) beschäftigt. Voraussetzung ist, dass die Bürgeranregung den formalen Voraussetzungen Genüge tut, die der Paragraf 41 der Gemeindeordnung vorsieht. Die Stadtverwaltung schlägt dem Ausschuss vor, in diesem Sinne zu entscheiden. Der Rat der Stadt solle die weitere Beratung dem zuständigen Ausschuss für Stadtentwicklung übertragen.
Das Foto zeigt das Gebäude im Jahr 2014. Viel geändert hat sich bis heute nicht.
Foto: Christiane Husmann
Die „AG Rote Schule“ hat bei ihrem Anliegen durchaus schwergewichtige Fürsprecher, wie sie schriftlich formuliert. „Beim Dorferneuerungsprogramm 2019 vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW fand die Rote Schule Albersloh erfreulichen Anklang. Bei einer Begehung durch eine Vertreterin und einen Vertreter der zuständigen Bezirksregierung Münster lautete das ermutigende Fazit: ,Dem Dorferneuerungsprogramm 2019 besonders kompatibel und in seiner Lage, Ensemblelage und der beabsichtigten Nutzung als Begegnungs- und Gemeinschaftseinrichtung klassisch förderwürdig'“, heißt es dort.
Die AG betont, dass das Gebäude für die künftige Dorfentwicklung, auch bezogen auf den vom Bund finanziell geförderten Prozess „Zukunftsdorf Albersloh“, eine wichtige Rolle spielen kann. 131 Bürger unterstützen das im Bürgeranliegen mit ihrer Unterschrift.
Eigentümer signalisieren Verkaufsbereitschaft
Nach dem Eingang der Bürgeranregung im vergangenen Dezember hat die Stadtverwaltung, wie seinerzeit angekündigt, mit den Eigentümern von Grund und Gebäude gesprochen. „Die Eigentümer haben signalisiert, dass eine Rückabwicklung des Verkaufs grundsätzlich denkbar wäre, dass aber die entstandenen Aufwendungen für den Kauf und die Beplanung des Grundstücks zu erstatten seien und dass ein alternatives Grundstück für die Umsetzung des geplanten Wohngebäudes gewünscht würde“, schildert die Verwaltung.
Zudem habe die Stadtverwaltung – auch mit Blick auf den Prozess im Rahmen des Zukunftsdorfes Albersloh und die beschlossene Aufstellung des Bebauungsplans – Kontakt mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) aufgenommen. Es sei geplant, eine Informations- und Vortragsveranstaltung durchzuführen, „die das Thema der ortsbildprägenden Bausubstanz für den ganzen Ortskern betrachtet“, schreibt die Stadtverwaltung. Das Ende der „Roten Schule“ ist also längst noch nicht besiegelt.