Albersloh
Die Rote Schule an der Bahnhofstraße hat einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Erhalt gemacht. Auf Antrag der Initiative, die das Gebäude zu einem Begegnungszentrum entwickeln will, wurde es ins Landesförderprogramm „Dritte Orte“ aufgenommen.
Von Josef Thesing
Mittwoch, 31.01.2024, 18:00 Uhr
Die Rote Schule sollte längst abgerissen sein. Sie steht immer noch und ist nun ins Landesförderprogramm „Dritte Orte“ aufgenommen worden. Foto: Josef Thesing
Was am Ende daraus wird, das ist offen. Aber für die sogenannte Rote Schule in Albersloh ist der Initiative, die um deren Erhalt kämpft, ein wichtiger Schritt gelungen. Das Gebäude ist ins Landesprogramm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ aufgenommen worden.
„Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Konzept für eine Förderung ausgewählt wurde. Dazu gratulieren wir“, heißt es in der entsprechenden Mitteilung des zuständigen Referats im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen an Christiane Seitz-Dahlkamp, die die Initiative nach außen vertritt. „Für das Dorf ist ein wichtiger Schritt getan. Wir freuen uns sehr“, erklärt die Albersloherin.
Programmbüro begleitet Initiative
Projektstart ist am 1. April. Das Programmbüro „Dritte Orte“ wird der Initiative während der einjährigen Konzeptphase mit Expertise, Beratung und Qualifizierungsangeboten zur Seite stehen. Für das Landesprogramm ist eigens dieses Büro eingerichtet, das nun Ansprechpartner für die Albersloher Initiative ist. Für die Abwicklung des Antragsverfahrens ist die Bezirksregierung Münster zuständig, an die sich die Initiative im nächsten Schritt wenden muss. Pro „Drittem Ort“ stellt das Ministerium bis zu 50.000 Euro für die Entwicklung eines tragfähigen Konzepts zur Verfügung.
Ein Ort der Begegnung
„Dritte Orte“ sind laut Definition Plätze des Zusammentreffens und bieten Menschen die Möglichkeit der Begegnung mit Kunst und Kultur in ländlichen Räumen. Deswegen fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft die Konzeptentwicklung und -umsetzung für solche Orte der Begegnung. Bei einem „Dritten Ort“ im Sinne des Programms handelt es sich im Kern um eine kulturell geprägte Einrichtung. Durch Öffnung und Vernetzung beziehungsweise Bündelung von kulturellen Angeboten wie auch Angeboten der Bildung und Begegnung versteht sich diese Einrichtung als Ankerpunkt für kulturelle Vielfalt, als ein Beitrag der Kultur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen und zur Stärkung von Identität. Die „Dritten Orte“ sichern und erweitern die kulturelle Infrastruktur im ländlichen Raum und beziehen dabei haupt- und ehrenamtliche Aktivitäten gleichermaßen mit ein. Den Begriff „Dritter Ort“ hat der amerikanische Soziologe Ray Oldenburg geprägt. Es ist ein Ort der Begegnung, der sich vom „Ersten Ort“, dem Zuhause, und dem „Zweiten Ort“, der Arbeitsstätte, abgrenzt. (jot)
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Die Rote Schule ist im Regierungsbezirk in guter Gesellschaft. Gefördert werden neben ihr das Zechengelände in Ibbenbüren, der Familienhof Große-Kleimann in Steinfurt, der Bispinghof in Nordwalde und die Alte Synagoge in Gronau-Epe. Im gesamten Land NRW hat eine Fachjury 28 Projekte ausgewählt. Insgesamt hätten 100 Bewerbungen von Vereinen, Initiativen und anderen für die neue Förderrunde vorgelegen, heißt es in einer Presseinformation des Ministeriums.
Begegnung für die Menschen vor Ort
Ungenutzte Ladenlokale, aufgegebene Dorfkneipen, Museen und andere Einrichtungen wie eben die seit vielen Jahren leerstehende Rote Schule, die längst hätte einem Neubau weichen sollen, sollen „mit klugen Ideen und großem bürgerschaftlichen Engagement zu Orten der Kunst, Kultur und Begegnung werden“, schreibt das Ministerium. Sie sollen, so Ministerin Ina Brandes, „eine große Bereicherung für das kulturelle Leben der Menschen im ländlichen Raum werden“. Gemeinsames Ziel aller Projekte sei „Kultur und Begegnung für die Menschen vor Ort“. Und das generationsübergreifend und selbstverständlich.
Die Fenster der Roten Schule wurden bereits für eine Aktion farblich gestaltet. Foto: Christiane Husmann
Für die Initiative, die sich für den Erhalt der Roten Schule einsetzt und diese mit neuem Leben füllen will, heißt es nun, sich an die Arbeit zu machen und ein überzeugendes Konzept zu entwickeln. Denn neben der fachlichen und finanziellen Begleitung, deren Höhe noch nicht feststeht, besteht die Chance auf eine dreijährige Anschlussförderung in den Jahren 2025 bis 2028. Jedes Projekt, das das Ministerium überzeugt, werde, so die Ministerin, vom Land mit bis zu 450.000 Euro unterstützt. Um in den Genuss dieser Mittel zu kommen, sei „ein ausgereiftes Konzept“ notwendig, schreibt die Ministerin.