Albersloh
Die Rote Schule in Albersloh soll zu einem Dorfgemeinschaftshaus entwickelt werden. Über den Stand der Dinge informierte sich prominenter Besuch.
Von Josef Thesing
Samstag, 31.08.2024, 17:30 Uhr
Für die Initiative erläutert deren Sprecher Dr. Michael Huyer (am Stehtisch) der Ministerin Ina Brandes (l.) die Geschichte der Roten Schule und das, was daraus werden könnte. Foto: Josef Thesing
Die Bilder sind schon mal da, sozusagen als Probelauf. Die Wände, an denen sie hängen, sind allerdings noch in einem ziemlich rustikalen Zustand, manche oder mancher würde dazu wohl authentisch sagen. Aber es ist aufgeräumt und gefegt, denn schließlich wird an diesem Samstagmittag hoher Besuch erwartet. Am „Tag der Dritten Orte“ schaut Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW (CDU), in der Roten Schule in Albersloh vorbei.
Das hat natürlich einen Grund: Die Rote Schule soll ein solcher Ort für Kultur, Begegnung und einiges mehr im ländlichen Raum werden. Der erste Schritt hierfür ist gemacht. Das Ministerium fördert die Entwicklung eines Konzeptes, sowohl finanziell als auch personell (wir berichteten). Nun haben die Initiatoren, die laut deren Sprecher Dr. Michael Huyer in Kürze einen Verein gründen wollen, ein Jahr Zeit, etwas Tragfähiges für die Rote Schule zu entwickeln. „Wir sind gespannt, was wir von ihnen als Konzept auf den Tisch bekommen“, sagt Ina Brandes später.
Ina Brandes erklärt den Hintergrund des Programms „Dritte Orte“. Foto: Josef Thesing
Sollte das die Zustimmung des Ministeriums und dessen fachliche Berater finden, dann kann es um viel Geld gehen. Eine finanzielle Förderung in Höhe von bis zu 450.000 Euro ist möglich, erläutert Ina Brandes in großer Runde im ehemaligen Klassenraum der Schule. Dabei macht sie aber auch deutlich, dass sich eine solche Einrichtung dauerhaft selbst tragen, also dauerhaft ohne Steuergelder auskommen muss. Drei Jahre bleiben nach dem Zuschlag Zeit, das Konzept umzusetzen.
Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Mit dabei ist Bürgermeisterin Katrin Reuscher (r.). Foto: Josef Thesing
Ziel bei der Entwicklung Dritter Orte sei zudem, dass sich eine solche Einrichtung an alle Generationen wende und von ehrenamtlichem Engagement lebe. Bevor sich die Ministerin in Goldene Buch der Stadt einträgt und auf einen Weg durchs Gebäude macht, hat sie noch einige Komplimente fürs Dorf parat. Im Gegensatz zu anderen Dörfern, in denen zuweilen die letzte geschlossene Kneipe oder der aufgegebene Tante-Emma-Laden zum Dritten Ort entwickelt werde, habe Albersloh eine intakte Infrastruktur aufzuweisen. Das sei durchaus „ein glücklicher Umstand“.
Vitamine gab es auch. Foto: Josef Thesing
Dass sich die Menschen im weiter wachsenden Dorf gemeinsam mit der Politik und der Verwaltung in der Stadt auf den Weg in die Zukunft machten, zeigt Bürgermeisterin Katrin Reuscher auf. Die Idee, die Rote Schule mit Unterstützung des Landes zum Dorfgemeinschaftshaus zu entwickeln, sei „nicht isoliert“ zu sehen. Mit Bundesmitteln (430.000 Euro) werde das „Zukunftsdorf Albersloh“ angegangen. Dazu gehörten unter anderem der Zugang zur Werse, die Umgestaltung des Kirchplatzes, die ehemalige Brennerei Heumann und die Mobilstation für den Personenverkehr auf der Bahn. „Hierfür braucht es viele Menschen und viel Geld“, sagt die Bürgermeisterin.
Haben einiges zu besprechen: Ministerin Ina Brandes und Bürgermeisterin Katrin Reuscher (r.). Foto: Josef Thesing
Katrin Reuscher bezeichnet die Anwesenheit der Ministerin in Sachen Rote Schule als „total wichtigen Besuch“. Sie erinnert daran, dass das Gebäude eigentlich schon längst abgerissen sein sollte, nun aber auch wegen des bürgerschaftlichen Engagements eine Zukunft habe. „Für mich ist das auch ein Herzensprojekt“, erklärt sie.
Geburtstagsglückwünsche von einer Ministerin erhält Christiane Husmann (r.), die ein großes Bild in der Roten Schule ausstellt, auch nicht jeden Tag. Mit im Bild der CDU-Landtagsabgeordnete Markus Höner. Foto: Josef Thesing
Die Geschichte der 1896 in der heutigen Bauform eingeweihten Schule zeigt zur Begrüßung der zahlreichen Gäste Dr. Michael Huyer auf, Sprecher der Initiative und zugleich Fachmann in Diensten des Landschaftsverbandes. Der Wahl-Albersloher will unter anderem deutlich machen, dass es im Dorf Bedarf fürs Gemeinschaftshaus gibt. Die Bausubstanz sei im Wesentlichen gut, auch wenn natürlich einiges getan werden müsse, etwa in Bezug auf Barrierefreiheit, die zwingend sei, so Huyer im Gespräch mit der Redaktion. Darin macht er auch deutlich, dass das Gebäude erst einmal in den Besitz der Initiative kommen müsse. Wie berichtet, hatte der Rat der Stadt den Rückkauf durch die Stadt abgelehnt.
Die Albersloher Waschfrauen haben Schnittchen für die Ministerin und deren Gefolge geschmiert. Foto: Josef Thesing
Albersloh wäre nicht Albersloh, wenn beim Besuch einer Ministerin nicht auch die Waschfrauen mit im Spiel sind. Sie servieren vorm Gebäude Kaffee und ihre berühmten Schnittchen, was zur Folge hat, dass es Ina Brandes nicht sonderlich eilig hat, sondern gerne noch ein bisschen mit den Menschen plaudert.